Start ins Reiterinnen-Leben
In den Sommerferien können Kinder und Jugendliche im Reiterverein Sindelfingen erste Erfahrungen mit Pferden sammeln. Insgesamt drei Kurse für Kinder unterschiedlichen Alters sind geplant.
Bei den beiden Freundinnen Maya und Anna liegt der Ferienkurs im Reiterverein Sindelfingen schon ein paar Jahre zurück: 2017 haben die heute 13-Jährigen mitgemacht beim Sommerferienangebot – und sind seitdem Mitglied im Reiterverein. Ein Leben ohne Pferde? Für die zwei unvorstellbar. Beide sind mehrmals in der Woche auf dem Gelände und im Stall unterwegs, nicht nur zum Reiten, sondern auch, „weil es hier einfach schön ist“, sagt Anna. Zu tun gibt es genug: Pferde putzen, aufs Paddock bringen, Boxen ausmisten, beim Füttern helfen.
Im Ferienkurs haben Anna und Maya, damals noch beim früheren Reitlehrer Frank Hagedorn, die Grundlagen fürs Reiterinnenleben gelernt. „Ich war gar schön aufgeregt vor dem ersten Tag“, erinnert sich Maya und grinst.
Ihr „allererstes Reitpferd“ im Ferienkurs war Otto, bei Anna hieß es Filou – und von dem war Anna erstmal enttäuscht, „der sah so klein aus“, erinnert sie sich und grinst, „eigentlich wollte ich lieber ein ganz großes Pferd reiten“. Aber dann habe sie den „kleinen Filou“ doch ganz schnell ins Herz geschlossen. „Er war so lieb und zum Reiten lernen ideal“, erklärt sie.
Otto und Filou sind inzwischen nicht mehr als Schulpferde im Sindelfinger Stall, sondern beide in Privatbesitz. Auf die Reiterinnen und Reiter, die dieses Jahr in den Sommerferien starten, warten jetzt Routiniers wie die gemütliche Stute „Flora“, die zierliche „Wileika“ oder der Neuzugang im Verein „La Bonita“. Zum ersten Mal wird der neue Reitlehrer Torsten von Poser die Ferienkurse leiten. (Sein Vorgänger Frank Hagedorn, der die Neulinge jahrelange ans Reiten heranführte, ist seit Ende März im Ruhestand.) „Die Kinder und Jugendlichen sollen im Kurs ein Gefühl fürs Pferd bekommen“, beschreibt der gelernte Pferdwirtschaftsmeister von Poser, der auch die Betriebsleitung des Reitervereins übernommen hat, sein Ziel. Deshalb stehen zuerst mal Longenstunden auf dem Programm, denn „dann können sich die Kinder auf die Bewegung und auf ihren Sitz konzentrieren“. Das Ziel am Ende der Kurswoche ist dann die erste Reitstunde, in der die Teilnehmenden zum ersten Mal alleine auf dem Pferd Schritt und Trab „in der Abteilung“ reiten werden, wie es im Reiterjargon heißt.
Klar steht das Reiten im Mittelpunkt der Kurse, aber Torsten von Poser hat sich zudem vorgenommen, den Nachwuchsreiter*innen auch möglichst viel Theorie und Praxis rund ums Pferd zu vermitteln. Die Kinder und Jugendlichen lernen putzen, satteln, trensen, machen einen Abstecher in die Futterkammer und werden sogar mit Fingerfarbe aktiv werden: „Wir zeichnen Teile des Pferdes mit Farbe direkt aufs Fell des Pferdes“, verrät von Poser. Unterstützt wird der Reitlehrer bei den Kurse von jugendlichen Helferinnen und Helfern aus dem Verein – , dass die amtierenden Schulreiter die „neuen“ anlernen, hat eine lange Tradition im Reiterverein Sindelfingen. Auch Maya und Anna waren schon bei Kursen als Helferinnen mit dabei, „das macht mega viel Spaß“, versichern beide. Ums gemeinsame Spaß haben geht es auch in den Mittagspausen, die die Kinder zusammen verbringen – nach dem Mittagessen geht es entweder auf dem Spielplätz in der Nähe oder in die Reithalle, die viel Platz zum Rennen und Spielen bietet. Insgesamt finden in den Sommerferien drei Kurse für Kinder und Jugendliche statt, zwei richten sich an Teilnehmende ab 9 Jahren, einer an jüngere Kinder zwischen 5 und 8 Jahren. Reitlehrerin Mony Adam, die den Kurs für die Kleinen leiten wird, erklärt, „dabei geht es vor allem darum, dass die Kinder sich trauen, Kontakt zum Pferd aufzunehmen.“ Wichtig auch: Die Balance auf dem Pferderücken finden, dazu gibt es im Kurs Übungen mit und ohne Pferd. Und natürlich werden auch die Kleinen reiten, und zwar zwei Mal am Tag „mit und ohne Sattel und mit Voltigiergurt.
Kinder und Jugendliche, die Interesse an einem Ferienkurs haben, können sich noch anmelden, am besten erstmal eine Mail schicken an: info@rv-sindelfingen.de. Und ganz wichtig zu wissen: Die Teilnahme an einem Ferienkurs ist die Voraussetzung dafür, dass die Kinder irgendwann auch im „normalen“ Reitbetrieb im Verein mitreiten können. An den werden sie nach den Kursen langsam herangeführt „erstmal in speziellen Reitstunden, den so genannten Ponystunden“, sagt von Poser. Anna und Maya sind inzwischen schon längst keine Ponykinder mehr, beide reiten inzwischen in den Förderstunden, dem Angebot im Sindelfinger Reiterverein für besonders engagierte Reiterinnen und Reiter. Der Ferienkurs – für die beiden war er der Start in ein sehr aktives Reiterinnenleben im Reiterverein Sindelfingen.
Vier Tage Reitsport vom Feinsten
Vier Tage Reitsport vom Feinsten
Der Reiterverein Sindelfingen lädt am Himmelfahrtswochenende ein zum traditionellen Spring- und Dressurturnier – ein Muss für Pferdefreunde, Reiterinnen und Reiter aus der ganzen Region.
Schon die letzten Tage standen im Sindelfinger Reiterverein ganz im Zeichen des großen Turniers: Dutzende freiwillige Helferinnen und Helfer – darunter viele Kinder und Jugendliche – haben die große
Anlage des Reitervereins Sindelfingen hübsch gemacht: Unkraut gejätet, gefegt, Hindernisse gestrichen, geputzt und aufgeräumt. Immer unter den Augen der Pferde, die von den Paddocks aus zugeschaut
haben, was “ihre“ Reiterinnen und Reiter so alles schaffen. Die Hofputzede, wie das gemeinsame Werkeln im Reiterjargon heißt, ist ein wichtiger Bestandteil des Turniers und „ein super Erlebnis für
alle, die mitmachen“, sagt die Vorsitzende Maren Mühlbauer, die mit dem Besen in der Hand auf dem Hof steht. „Da zeigt sich, wie groß der Zusammenhalt bei uns im Verein ist“, ergänzt Sven Leonhardt,
der zweite Vorsitzende, der in den letzten Tagen vor allem damit beschäftigt war, „mal wieder so richtig auszumisten“ und den großen Müllcontainer auf dem Hof zusammen mit anderen bis zum Rand
gefüllt hat. In der Luft liegt dabei immer: Die Vorfreude auf das große Turnier am Himmelfahrtswochenende. Vor
allem bei den Kindern und Jugendlichen, die Reitstunden auf den zehn Schulpferden des Vereins nehmen. „Ich bin schon gespannt auf die tollen Pferde, die da zu uns kommen“, sagt die elf Jahre alte
Jule. Und Giulia ergänzt: „und auf die super Reiterinnen und Reiter.“ Leni, die rund um den Reitplatz Laub zur Seite kehrt, meint: „Das ist das Schöne am Reitverein: Mit Menschen zusammen sein, die
deine Leidenschaft teilen – beim Turnier erlebt man das besonders deutlich“. Von den „Schulreiter*innen“ wird in diesem Jahr zwar niemand mitreiten – zu kurzfristig wären die Vorbereitungen für den
neuen Reitlehrer Torsten von Poser gewesen, der erst seit April der neue Reitlehrer im Verein ist. Im nächsten Jahr aber soll auf jeden Fall eine Gruppe auf Schulpferden mit dabei sein, „da können
sie sich dieses Jahr schon war abgucken“, ist von Poser überzeugt.
Mit dabei aber sind viele der Reiterinnen, die ein eigenes Pferd im Sindelfinger Reitstall stehen haben oder eines der Privatpferde dort reiten: Matilda Fritz zum Beispiel. Die Elfjährige wird die
E-Dressur beim Turnier mitreiten – und zwar mit Giordano, dem Pferd der RVS-Vorsitzenden Maren Mühlbauer. Für Matilda ist es das „erste große Turnier“. Was sie sich fürs Wochenende
vorgenommen hat? „Ich würde schon gerne gewinnen“, sagt sie, grinst und ergänzt dann schnell: „Aber die Konkurrenz ist natürlich sehr groß.“ Seit Wochen bereitet sie sich auf die Prüfung vor,
„auf
mein Pferd, auf Giordano, ist Verlass“, ist sie sicher. „Der ist einfach lieb.“
Insgesamt gibt es fast 20 unterschiedliche Wettbewerbe an vier Tagen: Donnerstag und Freitag sind die Dressurreiterinnen und -reiter dran, am Samstag und Sonntag stehen dann die
Springwettbewerbe auf dem Programm. Höhepunkt ist am Sonntag die Springprüfung in der Klasse M*. Zusammen mit Maren Mühlbauer verantwortet dieses Jahr auch Sophie Arnold den sportlichen Teil des
Turniers – eine Premiere für sie. „Ganz schön viel Orga“, sagt die 22-Jährige und grinst. „Aber es macht auch mega Spaß“. Arnold, die mit ihrer Stute Tenya in den letzten Wochen auf einigen
Springturnieren erfolgreich unterwegs, war, wird beim Sindelfinger Turnier antreten – und zwar in den L-Springen. Insgesamt werden über 250 Reiter aus der Region zu den Wettbewerben erwartet.
Etwa 100 Freiwillige aus dem Verein werden an den vier Tagen dafür sorgen, dass sich Teilnehmende und Besucher wohl fühlen im Reiterverein Sindelfingen – auch kulinarisch. Da hat sich das
Bewirtungs-Team rund um Astrid Hager für dieses Jahr was Neues ausgedacht: Es gibt, natürlich, Klassiker wie gegrillte Würstchen und Pommes und jede Menge selbst gebackenen Kuchen. Dazu
aber ein täglich wechselndes kulinarisches Schmankerl, mit und ohne Fleisch. Eines der Highlights, kündigt Hager schonmal an: „Linsen mit Spätzle“: Und natürlich die Brötchen, die das Team rund um
Reitlehrerin Mony Adam schon immer vom frühen Morgen an serviert, „dafür sind wir bekannt, denn die Brötchen sind der Hammer“, verspricht Vorsitzende Maren Mühlbauer. Die Reiterjugend übernimmt den
Waffelstand, „immer ein Publikumsmagnet“ und bei gutem Wetter soll es außerdem
Eis geben. Apropos Wetter: Das ist das einzige, das die Vereinsleute nicht in der Hand haben – „wir drücken alle schon jetzt die Daumen, dass es schön wird“, erzählt Sven Leonhardt. Und wenn es ein
bisschen nieseln sollte? „Dann gibt es ja noch unser Reiterstüble, in dem die Zuschauerinnen und Zuschauer unterschlüpfen können.“
Eine logistische Herausforderung – INTERVIEW mit Sophie Arnold
Sophie Arnold, Reiterin im Reitverein Sindelfingen, ist die sportliche Leiterin des Dressur- und Springturniers in Sindelfingen. Eine Premiere für die 22-Jährige.
Sophie Arnold, wie groß ist die Vorfreude aufs Turnier?
Arnold: Sehr groß (lacht). Denn dann ist endlich der ganze Stress der letzten Wochen vorbei. Ich bin ja mit meiner Stute Tenya in dieser Saison schon auf einigen Turnieren gewesen, aber ein Wettkampf
auf der heimischen Anlage ist schon was ganz besonders. Und wenn dann alle beisammen sind und
alles funktioniert, was man geplant hat, dann ist das ein super Gefühl.
Über 100 Freiwillige helfen mit, damit die vier Turniertage reibungslos laufen. Ist es schwer, genügend Leute dafür zu finden?
Arnold: Nein, das läuft bei uns eigentlich wirklich gut. Es gibt sehr viele Leute, Reiter und Reiterinnen,
aber auch Eltern von Reitkindern, die dabei sein wollen und gerne mithelfen an den vier Tagen: Bei
der Bewirtung, beim Parkplatzdienst und bei allem anderen, was zu tun ist. Da packen echt viele mit
an. Und genau das ist aus meiner Sicht auch das Schöne an unserem Verein.
Zum ersten Mal so ein großes Turnier organisieren – wie herausfordernd war und ist das?
Es ist schon sehr stressig, weil da viel zusammenkommt, auch viele Dinge, an die ich vorher nicht gedacht hätte. Aber es macht auch wirklich Spaß zu sehen, was da alles dahintersteckt bei so einem
Turnier. Ich persönlich finde es spannend, so ein großes Event zusammen mit anderen zu planen und zu organisieren.
Was ist das Highlight an diesen vier Tagen?
Wer wirklich guten Reitsport sehen will, sollte sich auf jeden Fall die „hohen“ Prüfungen ansehen.
Wir haben eine M**-Dressur und ein M*-Springen. Da werden sicherlich ganz tolle Pferde am Start sein und sehr gute Reiterinnen und Reiter aus der Region.
Was ist das Besondere am Turnier in Sindelfingen?
Bekannt sind wir tatsächlich unter anderem für unsere gute Bewirtung – zum Beispiel unsere mega leckeren Brötchen, die die Freiwilligen schon ganz früh morgens belegen. Und bei uns ist die
Stimmung immer gut: jeder freut sich, ist happy. Und: viele aus dem Verein sind dabei, unsere Jugend macht zum Beispiel immer den Waffelstand.
Mehr über unseren neuen Betriebsleiter und Reitlehrer Torsten von Poser
Voller Einsatz für den Reitverein
Der Reiterverein Sindelfingen hat einen neuen Reitlehrer: Seit April ist Pferdewirtschaftsmeister Torsten von Poser verantwortlich für den Schulbetrieb.
Schon als Kind und Jugendlicher hat Torsten von Poser seine komplette Freizeit im Reitstall verbracht – im Reit-Verein in seinem Heimatort Ganderkesee in Oldenburg, Niedersachsen hat er seine Liebe zu Pferden und dem Pferdesport entdeckt – und zum Vereinsleben. „Das war eine wirklich nette Truppe“, erinnert sich der 51-Jährige. Auch deshalb ist die Stelle als Reitlehrer und Betriebsleiter beim Reiterverein Sindelfingen e.V. ideal für ihn, denn „im und für einen Verein arbeiten, das war genau das, was ich immer machen wollte,“ sagt er. Seit April ist er jetzt da und fühlt sich mittlerweile schon „richtig angekommen“.
Torsten von Poser sitzt in der Sonne, auf einer Bank vor der Reithalle, neben ihm Hund „Tiffy“. Von Poser ist ein geselliger Mensch, das wird schnell klar: Unterhält sich mit allen, die vorbeikommen, mit Reitschülerinnen und Pferdebesitzern – und als die beschließen, zusammen Pizza zu bestellen, ist von Poser gleich dabei. Er will präsent sein im Vereinsleben, als Reitlehrer und Betriebsleiter ist ihm daran gelegen, mit den Leuten auf dem Hof im Kontakt zu sein, ansprechbar für Fragen, Wünsche, Begegnungen. Seine Expertise ist gefragt: Zwei Mädchen haben einen alten Sattel aus dem Keller gezogen: „Ist der noch gut?“ fragen sie? Von Poser wiegt den Kopf: „Eher nicht“, antwortet er dann und erklärt dann ausführlich, warum ein alter Sattel nicht auf einen Pferderücken gehört. „Jeder, der Hilfe braucht, kann gerne auf mich zukommen.“
Von Poser ist gelernter Pferdwirt, für seine Ausbildung ist er vom Norden in den Süden gezogen, auf den Hubertushof auf der Schwäbischen Alb, der damals noch vom legendären Züchter und Reiter und Reitlehrer Hubertus Schulze Rückamp geführt wurde – „harte Schule, aber ich habe viel gelernt.“ Sein erstes Pferd hat er von seinem Vater bekommen, für die Prüfung zum Pferdwirtschaftsmeister und Stute Gela hat in dann auch „ganz brav“ da durchgetragen. Seitdem hat von Poser immer eigene Pferde gehabt, drei sind es momentan. Und eines, nämlich Casanova, soll so schnell wie möglich nach Sindelfingen ziehen. Aktuell allerdings sind alle Boxen in dem großen Stall mit dem weitläufigen Außengelände belegt. Auch seine Frau und die beiden Töchter sind noch in von Posers alter Heimat geblieben, jedes zweite Wochenende fährt er deshalb in den Norden.
Für den Reitbetrieb in Sindelfingen hat er sich viel vorgenommen, will unter anderem eine Gruppe von Reiterinnen und Reitern fit für Turniere machen: „Wir haben genug tolle Pferde, mit denen das gut funktionieren kann und sehr viele sehr talentierte Jugendliche“, sagt er. Die möchte er jetzt langsam an den Pferdsport ranführen und dafür sorgen, dass sie nach und nach erste Turniererfahrung sammeln. Deshalb soll es schon bald soll es eine regelmäßige Springstunde geben, bei gutem Wetter auf dem großen Springplatz. Überhaupt sollen die Reitstunden, wann immer möglich, in Zukunft draußen stattfinden, „das macht mir mehr Spaß und den Pferden auch“, meint von Poser und grinst. Er selbst ist früher als Dressurreiter gestartet und war dann als Springreiter, auch in der S-Klasse, unterwegs. Beim großen Dressur- und Springturnier, das vom 18. Mai bis zum 21. Mai im Reiterverein Sindelfingen stattfindet, sollen „seine“ Reiterinnen und Reiter dieses Jahr aber erstmal noch zuschauen. Trotzdem: Das Turnier ist für ihn der erste Höhepunkt im neuen Job, „das ist immer ein Highlight für den Verein“, ist er überzeugt. Zudem kann er da das machen, was er, nach der Arbeit mit Pferden, mit am liebsten macht: Kontakte knüpfen, mit Leuten ins Gespräch kommen und „tolle Pferde bewundern“. Und beim nächsten Turnier, das in Sindelfingen stattfindet? „Da werden wir dann mit unseren Schulreiterinnen mit dabei sein“, prophezeit er und lacht.